16 DAYS OF ACTIVISM: MARIA KABIRI

Maria Kabiri – Pädagogin und Professorin
Übersetzung von Dominique Renault, Themenkoordinationsgruppe Menschenrechtsverletzungen an Frauen

 

Maria Kabiri ist eine erfahrene Pädagogin, Professorin und Schulleiterin. Nach der Machtübernahme durch die Taliban wurde sie, wie viele andere Lehrerinnen im ganzen Land, aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Der Ausschluss von Lehrerinnen aus dem Berufsleben bedeutet nicht nur, dass viele Frauen ihre Karriere und ihren Lebensunterhalt verlieren, sondern auch, dass ein enormer Lehrermangel entsteht und der Zugang der Kinder zur Bildung beeinträchtigt wird.

Von 2009 bis 2018 war ich Schulleiterin eines Gymnasiums in Kabul und von 2018 bis 2021 Professorin an einer privaten Universität. Ich war verantwortlich für die Leitung, die Schaffung eines sicheren Bildungsumfelds ohne Diskriminierung, die Verbesserung der Bildungsqualität und den Aufbau von Kapazitäten für Lehrkräfte. Ich war Mitglied des akademischen und wissenschaftlichen Beirats und bot Bildungsprogramme zur Förderung des Bildungssystems und kulturelle Programme an.

Zu meinen Errungenschaften gehören die Interessenvertretung, die Beschaffung und Bereitstellung von Bildungsstipendien für Hochschulstudent:innen, der Aufbau von Kapazitäten (insbesondere für Lehrerinnen) und die Verbesserung der Bildungsqualität. Ich habe mich sehr für die Verbesserung der Bildungsqualität und die Verhinderung von Diskriminierung in der Arbeitswelt eingesetzt. Außerdem habe ich versucht, ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrkräften aufzubauen, damit sie ihre Ausbildung auf professionelle Weise fortsetzen können. Für meine Leistungen habe ich mehrere Auszeichnungen und Anerkennungsschreiben erhalten.

Unter den vorherigen Regierungen hatte ich das Recht, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, hatte Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten, konnte meine Karriere aufbauen und aktiv an der Entwicklung der Gemeinschaft teilnehmen. Ich hatte das Recht, auf hohem Niveau in Bildungseinrichtungen zu arbeiten, aber es gab immer noch einige Herausforderungen wie geschlechtsspezifische, ethnische und sprachliche Diskriminierung. Andere Probleme wie Armut, eine von Männern dominierte Gesellschaft und eine diskriminierende Haltung gegenüber den Rechten der Frauen und ihrer Teilhabe an der Gesellschaft waren Hindernisse für die Förderung von Frauen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Frauen trotz dieser Hindernisse das Recht hatten, bei der früheren Regierung für ihre Rechte einzutreten – aber jetzt haben Frauen kein Recht auf Arbeit und kein Recht, sich für ihre Rechte einzusetzen.

Seit der Machtübernahme durch die Taliban sitze ich, wie andere berufstätige Frauen, zu Hause und darf nicht arbeiten. Es ist unmöglich, in einem solch geschlossenen und diskriminierenden Umfeld zu arbeiten.

Nach der Machtübernahme durch dieTaliban erhielten meine Kolleginnen und ich Arbeitsverbot. Selbst Frauen, die an Mädchengymnasien arbeiteten, durften nicht an ihren Arbeitsplatz gehen. In der gegenwärtigen Situation ist es Mädchen ab der sechsten Klasse verboten, zur Schule zu gehen, und auch Studentinnen an der Universität werden ihrer Ausbildung beraubt. Dies ist ein schwerer Verstoß gegen die Rechte der Frauen.

Die internationale Gemeinschaft muss Druck auf die Taliban-Behörden ausüben, damit diese die Rechte der Frauen anerkennen und respektieren.

 

Quelle:
AI-Bericht „They are the revolution. Afghan women fighting for their future under rule of the taliban (ASA 11/4968/2021 vom 25.11.2021)

 

Informationen:
www.amnesty.org
www.amnesty.de
www.amnesty-frauen.de

Kontakt:
Themenkoordinationsgruppe Menschenrechtsverletzungen an Frauen, info@amnesty-frauen.de
Länderkoordinationsgruppe Afghanistan, info@amnesty-afghanistan.de

8. Dezember 2021