16 DAYS OF ACTIVISM: HAFIZA BAHMANI

Hafiza Bahmani – Sportlerin
Übersetzung von Dominique Renault, Themenkoordinationsgruppe Menschenrechtsverletzungen an Frauen

 

Hafiza Bahmani ist eine erfolgreiche Sportlerin und Medaillengewinnerin, die ihr Land bei internationalen Wettkämpfen vertreten hat. Taliban-Vertreter haben erklärt, Frauen hätten es “nicht nötig”, Sport zu treiben, und wenn sie es täten, könnten es dazu führen, dass sie ihre Haare oder ihren Körper zeigen. Mehrere afghanische Frauennationalmannschaften wurden aus dem Land evakuiert, weil sie befürchteten, von den Taliban verfolgt zu werden.

Ich bin Sportlerin und Mitglied der afghanischen Muay Thai-Nationalmannschaft. Mein größter Erfolg ist die Silbermedaille, die ich bei den Asienmeisterschaften in Macau in China gewonnen habe. Ich war unglaublich glücklich, mein Land auf internationaler Ebene vertreten zu dürfen.

In den letzten Jahren hatte ich viele Freiheiten – ich konnte studieren, reisen, Sport treiben und meinen Träumen nachgehen, mit der Unterstützung meiner Familie und meiner Sporttrainer. Schon damals war ich mit vielen Herausforderungen konfrontiert, darunter finanzieller Druck und Schikanen, nur weil ich ein Mädchen bin. Jetzt sind die Dinge natürlich noch schlimmer. Ich kann meinen Sport nicht mehr ausüben und mein Land nicht mehr vertreten. Ich lebe jetzt in Pakistan und es ist eine große Herausforderung, von meiner Familie getrennt zu sein.

Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 habe ich keine Aktivitäten mehr. Meine Sporthalle wurde zwangsweise geschlossen und ich bin meines Sports und meines Berufs beraubt. Aus Angst um mein Leben war ich gezwungen, aus meinem Land zu fliehen.

Ich habe viele telefonische Drohungen erhalten; die Anrufer drohten, mich zu töten. Am 8. September 2021 wurde ich auf dem Rückweg nach Hause angegriffen und erlitt Verletzungen. Meine Schwester ist ebenfalls Sportlerin und Medaillengewinnerin für Afghanistan; auch sie erhielt mehrmals Morddrohungen. Ich war täglich mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung konfrontiert und war daher gezwungen, meine Familie und mein Land zu verlassen und nach Pakistan zu flüchten.

Die internationale Gemeinschaft sollte alles in ihrer Macht Stehende tun, um Druck auf die Taliban auszuüben, indem sie ihre Autorität nicht anerkennt, solange sie die Rechte der Frauen nicht respektiert. Meines Erachtens wird dies jedoch für die internationale Gemeinschaft unmöglich sein. In den vergangenen zwei Monaten haben die Taliban bewiesen, dass sie die Rechte der Frauen nicht respektieren werden; sie ersticken die Stimmen der afghanischen Frauen, indem sie bei mehreren Frauendemonstrationen in Kabul brutale Gewalt gegen Frauen anwenden.

 

Quelle:
AI-Bericht „They are the revolution. Afghan women fighting for their future under rule of the taliban (ASA 11/4968/2021 vom 25.11.2021)

 

Informationen:
www.amnesty.org
www.amnesty.de
www.amnesty-frauen.de

Kontakt:
Themenkoordinationsgruppe Menschenrechtsverletzungen an Frauen, info@amnesty-frauen.de
Länderkoordinationsgruppe Afghanistan, info@amnesty-afghanistan.de

4. Dezember 2021