EL SALVADOR: DROHENDE KRIMINALISIERUNG WEGEN TOTGEBURT

Evelyn Hernández kurz nach ihrem Freispruch im Gerichtssaal in Ciudad Delgado © REUTERS/Jose Cabezas

Evelyn Hernández wurde im August 2019 von einer Mordanklage freigesprochen, die gegen sie erhoben worden war, nachdem sie 2016 eine Totgeburt erlitten hatte. Die Generalstaatsanwaltschaft hat nun jedoch Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. Evelyn Hernández ist somit erneut in Gefahr, wegen eines unverschuldeten medizinischen Notfalls kriminalisiert zu werden. Unterstützen Sie Evelyn Hernández jetzt mit einem Appell an die Verantwortlichen!

Am 6. April 2016 wurde Evelyn Hernández bei sich zuhause ohnmächtig und kam sie ins Krankenhaus von Cojutepeque im Norden von El Salvador. Die Wehen hatten eingesetzt, ohne dass sie sich überhaupt bewusst gewesen war, schwanger zu sein. Das Kind kam tot zur Welt. Das Krankenhauspersonal zeigte Evelyn Hernández daraufhin bei der Polizei an. Sie wurde festgenommen, vor Gericht gestellt und wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt. 2018 hob ein höheres Gericht das Urteil auf und ordnete eine Neuverhandlung an.

Am 19. August 2019 wurde die 21-Jährige von der Mordanklage freigesprochen, nachdem sie bereits drei Jahre im Gefängnis verbracht hatte. In der Begründung hieß es, es lägen keine hinreichenden Beweise dafür vor, dass Evelyn Hernández eine Straftat begangen habe.

Am 6. September kündigte die Generalstaatsanwaltschaft jedoch an, Rechtsmittel gegen dieses Urteil einlegen zu wollen. Evelyn Hernández ist somit erneut in Gefahr, wegen eines unverschuldeten gynäkologischen Notfalls kriminalisiert zu werden.

 

HINTERGUNDINFORMATIONEN

Schwangerschaftsabbrüche sind in El Salvador unter allen Umständen strafbar. Frauen, die Probleme in der Schwangerschaft haben und eine Fehlgeburt erleiden, werden häufig ungerechtfertigt unter diesen Gesetzen angeklagt. Nach Angaben lokaler Partnerorganisationen von Amnesty International befinden sich in El Salvador derzeit mindestens 16 Frauen aus diesem Grund im Gefängnis oder werden strafrechtlich verfolgt.

Amnesty International hatte sich bereits 2017 für Evelyn eingesetzt. 2015 veröffentlichte Amnesty einen Bericht, der die Auswirkungen solcher willkürlicher Strafen auf die Frauen in El Salvador beleuchtet und der aufzeigt, dass es hauptsächlich Frauen aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen sind, die strafrechtlich verfolgt werden.
 

 

FORDERUNGEN VON AMNESTY INTERNATIONAL ZU DIESEM FALL:

  • Kein Einsatz von Rechtsmitteln gegen den Freispruch von Evelyn Hernández
  • Keine strafrechtliche Verfolgung von Frauen in El Salvador wegen Komplikationen in der Schwangerschaft

 

Alle Hintergründe zum Fall von Evelyn Hernández und Hinweise wie Sie sich bis zum 08. November 2019 für sie einsetzen können, finden Sie hier.

 

Weitere Eilaktionen finden Sie wie immer HIER.