IRAN: IN HAFT WEGEN PROTEST GEGEN KOPFTUCHZWANG

Die iranischen Frauenrechtlerinnen Yasaman Aryani, Mojgan Keshavarz und Monireh Arabshahi © Private

Die iranischen Frauenrechtlerinnen Monireh Arabshahi, Yasaman Aryani und Mojgan Keshavarz engagieren sich gegen das Verschleierungsgesetz im Iran. Zum Internationalen Frauentag stellten sie ein Video ins Internet, das großen Anklang fand. Der Clip zeigt die Aktivist_innen, wie sie in Teheran ohne Kopftuch durch einen U-Bahn-Waggon für Frauen gehen und Blumen verteilen. Kurz darauf wurden sie festgenommen und sind seitdem willkürlich inhaftiert. Jetzt wurde wegen der „Anstiftung und Begünstigung von Verdorbenheit und Prostitution“ Anklage gegen sie erhoben – sie hätten für eine „Enthüllung“ von Frauen geworben. Amnesty International betrachtet alle drei als gewaltlose politische Gefangene. Unterstützen auch Sie diese mutigen Frauen!

Die drei Menschenrechtsverteidiger_innen Monireh Arabshahi, Yasaman Aryani und Mojgan Keshavarz werden seit April 2019 ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand festgehalten. Ihre Festnahme erfolgte im Zusammenhang mit einem Video, das in den Sozialen Medien weite Verbreitung fand. Der Clip wurde am Internationalen Frauentag 2019 aufgenommen und zeigt die drei Aktivist_innen, wie sie ohne Kopftuch durch eine Teheraner U-Bahn gehen und Blumen an weibliche Fahrgäste verteilen. „Der Tag wird kommen, an dem Frauen nicht mehr kämpfen müssen“, hört man Monireh Arabshahi sagen, während Yasaman Aryani einer Frau mit Kopftuch eine Blume übergibt und ihrer Hoffnung Ausdruck verleiht, eines Tages Seite an Seite mit ihr die Straße entlanggehen zu können, „ich ohne Kopftuch und du mit Kopftuch“. Jetzt werden die Feministinnen schwerer Straftaten angeklagt, nur weil sie friedlich gegen die erniedrigenden und diskriminierenden Gesetze im Iran protestierten. Die strafrechtliche Verfolgung der drei Frauen ist im Zusammenhang mit dem harten Durchgreifen zu sehen, mit dem die iranischen Behörden seit Januar 2018 gegen Feministinnen vorgehen, dich sich gegen den Kopftuchzwang für Frauen wehren.

Yasaman Aryani wurde am 10. April festgenommen und die folgenden neun Tage im Teheraner Vozara-Haftzentrum in Einzelhaft festgehalten. Während dieser Zeit wurde sie ohne Rechtsbeistand intensiv verhört und zu einem „Geständnis“ gezwungen: „Oppositionelle Elemente“ aus dem Ausland hätten sie zu ihrem Menschenrechtsaktivismus „aufgehetzt“. Sie „bereue“ und „bedaure“ ihr Engagement.

Am 26. Juni wurden die drei Menschenrechtsverteidiger_innen vom Gefängnis in Shahr-e Ray zur Anklageerhebung vor der Abteilung 28 des Revolutionsgerichts in Teheran gebracht. Ein Rechtsbeistand wurde ihnen verweigert. Der Richter sagte, dass sie ja dann zum Berufungsverfahren Anwält_innen hinzuziehen könnten. Die drei Frauen berichteten, dass der Richter sie beleidigt habe und zitierten ihn mit den Worten „Ihr seht alle wie Drogenabhängige aus“ und „Ich werde euch alle leiden lassen“. Die Anklagen gegen sie lauten auf „Verbreitung von Propaganda gegen das System“, „Versammlung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ sowie „Anstiftung und Begünstigung von Verdorbenheit und Prostitution“ mittels eines Aufrufs, sich zu „enthüllen“. Yasaman Aryani wird außerdem der „Beleidigung islamischer Heiligkeiten“ beschuldigt. Auch Monireh Arabshadhis Engagement für Arbeitnehmer_innenrechte wurde als „kriminelle Aktivität“ eingestuft.

FORDERUNGEN VON AMNESTY INTERNATIONAL ZU DIESEM FALL:

  • Umgehende und bedingungslose Freilassung von Monireh Arabshahi, Yasaman Aryani und Mojgan Keshavar
  • bis zur Freilassung Zugang der Inhaftierten zu ihren Rechtsbeiständen und Familien
  • Ende der Kriminalisierung von Frauenrechtler_innen, einschließlich derjenigen, die gegen den Kopftuchzwang protestieren
  • Abschaffung des Verschleierungsgesetzes

Weitere Informationen zum Fall, zum Engagement der Frauen und Hinweise wie Sie sich bis zum 19. August 2019 einsetzen können, finden Sie hier.

Und weitere Eilaktionen finden Sie wie immer HIER

11. Dezember 2020